Zentralkläranlage Pulheim

Prüfauftrag

01.06.2021 Anträge FDP Kreisverband Rhein-Erft

Prüfauftrag

Zentralkläranlage Pulheim

Sehr geehrter Herr Bürgermeister Keppeler,

die Fraktionen von CDU, FDP und WfP beantragen Mittel für einen Prüfauftrag (€25.000,–) zur Einrichtung einer Membranbelebungsanlage für die Zentralkläranlage Pulheim in den Haushalt 2021 einzustellen und nach positivem Bescheid diese notwendigen Haushaltsmittel in die kommenden Haushalte einzustellen.

Dürresommer und Niederschlagsdefizite führten in den letzten Jahren zu vielfältiger Wassernot. Bäche auch im Raum Köln fielen trocken. Der Pulheimer Bach verzeichnete wiederholt Wassernot. Wegen Trockenwetter-Abfluss waren Bachbett-Anpassungen nötig. Talsperren hinken den Füllständen vergangener Jahre hinterher. Einschränkungen beim Wasserverbrauch wurden publik. Landwirtschaft und Biodiversität leiden. Der Wasserspiegel im Pulheimer See sinkt. Das Grundwasserdargebot im Kölner Norden ist tangiert – so auch auf Sicht das Wasserwerk Köln-Weiler. Es liefert für die Stadt Pulheim das Trinkwasser. Darüber hinaus sind Arzneimittelrückstände, Mikroplastik und antibiotikaresistente Keime im Abwasser ein Thema.

Statt Kläranlagenablaufwasser weiter über den Kölner Randkanal und den Rhein in die Nordsee zu verlieren soll es, nach Ertüchtigung der Zentralkläranlage Pulheim, mit einer Membranbelebungsanlage (Option: ergänzende Spurenstoffelimination) und einer Rückleitung in den Pulheimer Bach, in der Region durch gezielte Versickerung erhalten bleiben.

Stufenweise Bereitstellung notwendiger Haushaltsmittel und

  • Rückleitung von Kläranlagenablaufwasser über den Pulheimer Bach in die Große und Kleine Laache mit gezielter Versickerung
  • Erhalt und Stabilisierung wertvoller Biotope und Biodiversität nebst Grundwasserdargebot im Kölner Norden
  • Fördermittel über das NRW-Programm ResA-II (s. LANUNV (nrw.de) beantragen ohne Spurenstoffelimination 50% – mit, Ziel 80% möglich.

Begründung:

Membranbelebungsanlagen sind seit 1998 mit der Kläranlage Rödingen (Erftverband) bekannt und seit 2008 auch in der Kläranlage Glessen/Fliesteden (Erftverband – 9.000 EW Invest rd. 8 Mio. €) erfolgreich im Einsatz. So ertüchtigt leitet die Kläranlage Glessen das in seiner Qualität den Anforderungen der Badegewässerrichtlinie verbesserte Kläranlagenablaufwasser in den Pulheimer Bach und mit einer 3,6 km langen Doppel-Rückleitung in den Fliestedener Bach und damit in die Stillgewässer im allseits geschätzten „Ommelstal“ ein. Damit bleibt das Kläranlagenablaufwasser in der Region.

Seit Oktober 2020 ist in der Kläranlage Glessen/Fliesteden zusätzlich eine Aktivkohlefilterstufe (Spurenstoffelimination) in Betrieb. Durch die Ertüchtigung entsteht ein bedeutender und vorbildlicher Mehrwert: Sie verbessert den Ressourcenschutz im Einzugsgebiet des Wasserwerkes Köln-Weiler, sichert für Generationen das Grundwasserdargebot und damit die Trinkwasserversorgung.

Bedeutende Biotope der Region, wie Pulheimer Bach, Große und Kleine Laache und Ommelstal sowie ihre Biodiversität werden dauerhaft erhalten und stabilisiert. Leistungsreserven werden geschaffen.

Die ca. 2 km lange Rückleitung, von der so ertüchtigten Zentralkläranlage Pulheim, soll vor dem Dreirohr-Düker Pulheimer Bach/Kölner Randkanal in den Pulheimer Bach münden. Die wissenschaftlich nachgewiesene, vorbildliche, naturnahe weitere Verbesserung des Bachwassers, durch Mobilisierung natürlicher Reinigungskräfte, im Teichkettensystem und Naturschutzgebiet der Großen Laache, erlaubt am Ende die vollständige Versickerung.

 

Über einen 250 m langen Versickerungsschlitz und gut durchlässige Bodenschichten gelangt das Grundwasser, mit Fließrichtung Rhein, schließlich in das Gewinnungsgebiet des Wasserwerkes Köln-Weiler. Dies hat hohe Anforderungen an die Qualität der Abwasserreinigung zur Folge, die mit der Membranbelebungsanlage erfüllt werden.

 

Die erhöhte Wassermenge könnte gleichzeitig ausreichen, die Teiche in der Kleinen Laache dauerhaft zu bespannen. Die vorhandenen Wasseraufteilungsbauwerke im Bach-System können unverändert genutzt werden.

 

Als „Reserve-Retentionsfläche“ sollte das seit Jahren brachliegende ca. 500 m lange Graben- und Versickerungssystem, im Anschluss an die Große Laache, in das Konzept einbezogen werden (Stadtgebiet Köln).

 

Hinsichtlich der Einmündungsstelle der Rückleitung soll zusätzlich geprüft werden, ob diese sich positiv auf den Grundwasserstand im Bereich Pulheimer See auswirkt. Falls nicht, soll eine weitere Einmündungsstelle, über belebte Bodenschicht und Versickerungsschlitz, oberhalb des Pulheimer Sees geprüft werden z.B. im Bereich RÜB/Kölner Randkanal, Venloer Straße.